Hartnäckig hält sich in den Medien das Vorurteil, dass der Westen Diktatoren als Bollwerk gegen Islamisten stützt. So schreibt Spiegel Online heute:
"Der Westen dagegen fürchtete über Jahre nichts mehr als ein Erstarken der Islamisten - und stützte nicht zuletzt deshalb die autoritäre Herrschaft Mubaraks." (Quelle...)
Es stimmt, dass der Westen kein Problem mit Diktaturen hat. Doch darunter sind auch muslimisch-fundamentalistische wie z.B. Saudi-Arabien. Auch hat der Westen kein Problem damit, islamistische Bewegungen zu fördern, wenn dieses in seinem Interesse liegt - z.B. vor 1989 im Einflussbereich der UdSSR, um diese zu destabilisieren. Aus einer solchen Bewegung sind die Taliban entstanden.  "It's not radical Islam that worries the US – it's independence", schreibt Noam Chomsky treffend in einer Kolumne für die britische Zeitung Guardian.

Chomsky weiter:
"A common refrain among pundits is that fear of radical Islam requires (reluctant) opposition to democracy on pragmatic grounds. While not without some merit, the formulation is misleading. The general threat has always been independence. The US and its allies have regularly supported radical Islamists, sometimes to prevent the threat of secular nationalism. A familiar example is Saudi Arabia, the ideological centre of radical Islam (and of Islamic terror). Another in a long list is Zia ul-Haq, the most brutal of Pakistan's dictators and President Reagan's favorite, who carried out a programme of radical Islamisation (with Saudi funding)." (Quelle...)
Ein solches im übelsten Sinne pragmatisches Verhältnis haben die westlichen Regierungen auch zur Demokratie. Wenn sie nicht in ihrem jeweiligen Interesse ist, bemühen sie sich nach Kräften, diese abzuschaffen. So war es, als 1953 Großbritannien und die USA den Militärstreich gegen den demokratisch gewählten iranischen Premierminister Mohammed Mossadegh finanzierten und organisierten, weil dieser die Ölindustrie des Landes verstaatlicht hatte. Ein weiteres Beispiel ist der von den USA politisch und finanziell unterstützte Militärputsch im Jahr 1973 gegen die Allende-Regierung. Der deutsche Geheimdienst BND, der einige Tage vor dem Umsturz vom CIA informiert wurde, hat dieses Wissen für sich behalten, statt Allende zu warnen.

Dieser "Pragmatismus" der Herrschenden erklärt auch das Zögern der US-Regierung und der EU, ihre Unterstützung des Mubarak-Regimes aufzugeben. Lieber als "unzuverlässige" Demokraten ist dem Westen ein ihnen gegenüber loyaler Despot.
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